Dienstag, 28. November 2023

Herz, mein Herz

 
 
Herz, mein Herz, sei nicht beklommen

Herz, mein Herz, sei nicht beklommen,

Und ertrage dein Geschick.

Neuer Frühling gibt zurück,

Was der Winter dir genommen.

Und wie viel ist dir geblieben,

Und wie schön ist noch die Welt!

Und, mein Herz, was dir gefällt,

Alles, alles darfst du lieben!


Heinrich Heine
1797-1856
 
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Bild: Pixabay

Mittwoch, 22. November 2023

Du und ich

 

Wir wollten die Zeit anhalten,
Du und ich,
Wir wollten durchs Leben tanzen,
Du und ich,
Wir wollten zusammenbleiben
Du und ich
Bis ans Ende aller Zeiten.

Wir waren Eins für lange Zeit,
Du warst mein, ich war dein
Unsere Herzen waren vereint.
Deins und meins.
Bis ans Ende unsere Tage
Das war für uns keine Frage.
Heute und morgen.

Bis in alle Ewigkeit vereint,
So sollte es für uns beide sein,
Für dich und für mich.
Doch dann gings du fort
Fort, an einen anderen Ort.
Ließest mich alleine zurück,
Verflogen war unser Glück.

Ein Ende für uns beide
Für dich und für mich.
Ein Ende, unserer Liebe,
Nichts, was uns bliebe.
Dir und mir.
Du bist für immer gegangen,
Ich in Erinnerungen gefangen,
Von dir und mir, von uns.

 
© Ursula Evelyn
 
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 Bild mit KI erstellt

Freitag, 17. November 2023

Und wüßtens die Blumen

 
 

Und wüßtens die Blumen, die kleinen,
Wie tief verwundet mein Herz,
Sie würden mit mir weinen,
Zu heilen meinen Schmerz.

Und wüßtens die Nachtigallen,
Wie ich so traurig und krank,
Sie ließen fröhlich erschallen
Erquickenden Gesang.

Und wüßten sie mein Wehe,
Die goldnen Sternelein,
Sie kämen aus ihrer Höhe,
Und sprächen Trost mir ein.

Die alle könnens nicht wissen,
Nur Eine kennt meinen Schmerz;
Sie hat ja selbst zerrissen,
Zerrissen mir das Herz.

Heinrich Heine
1797 - 1856
 
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Bild Pixabay 

Montag, 6. November 2023

Der Sommer ist vorüber


Der Sommer ist vorüber,
Der Herbst kehrt ein im Wald.
Die Tage werden trüber,
Des Sommers Melodie verhallt.

Das blasse Licht der Sonne,
Die Nebelwand durchbricht,
Es fällt auf welke Blätter,
Wenn der Tag anbricht.

Der Sommer ist vergangen
Die heiteren Tage sind vorbei,
Im Lauf der Zeit gefangen,
Im endlosen Raum verteilt.

 
© Ursula Evelyn
 
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Bild: Pixabay
 

Donnerstag, 2. November 2023

Abschied vom Sommer

Mittagszauber
 


Goldstaub die Luft! - Der stille Park verträumt,
Die Rosen schwer, vom eignen Dufte trunken,
Und jeder Halm von weißem Licht umsäumt,
Und selbst das Erlenlaub in Schlaf versunken.

Es ist so still - nur dann und wann im Hag
Ein Wachtelruf, des Hähers Liebeslocken,
Ein schluchzend abgebrochner Amselschlag,
Ein kurzes Brausen wie versunkne Glocken.

Ich selbst verträumt, das Auge sonnenschwer,
Es flutet über mich mit schwüler Welle,
Ein blauer Falter taumelt um mich her,
Vom Schilfe tönt das Schwirren der Libelle.

In meiner Seele wird es licht und weit,
Ein Schwanken ist's, ein selig Untergehn…
Des Sommertags verlor'ne Einsamkeit
Fühl ich wie gold'ne Nebel mich umwehn.

Noch sieht mein Aug' ein fallend Rosenblatt,
Ein Wasserhuhn ist taumelnd aufgeflogen.
Ich sinke hin - so still und traumesmatt
Und treibe steuerlos auf Traumeswogen.


Hedwig Dransfeld
1871 - 1925

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Bild: Pixabay